Du möchtest Abnäher, Markierungen oder Nahtlinien auf deinen Stoff übertragen und weißt nicht so richtig wie du das anstellen sollst? Ich möchte dir heute eine Möglichkeit zeigen, wie du vor allem Abnäher und Markierungen, die innerhalb des Schnittbogens liegen ganz einfach übertragen kannst. Du benötigst hierfür lediglich ein Kopierpapier und ein Kopierrädchen.
Was ist ein Kopierpapier und ein Kopierrädchen?
Ein Kopierpapier* im Bereich Nähen ist ein einseitig beschichtetes Papier. Kopierpapier ist in verschiedenen Farben erhältlich (z.B. rot, blau, gelb, grün). Die beschichtete Seite ist mit einer Wachsschicht versehen. Ich benutze meist das Kopierpapier von Burda Style. Die Wachsschicht besteht hier aus pflanzlichem Carnaubawachs, ist also komplett vegan. Mit Hilfe eines Kopierrädchens und etwas Druck wird die Wachsschicht punktuell auf die linke Stoffseite übertragen.
Ein Kopierrädchen ist eigentlich einfach nur ein Rad, das im vorderen Bereich mit Zacken versehen ist. Es gibt hier Rädchen mit stumpferen und mit spitzeren Zacken. Mein Kopierrad, das mittlerweile über 20 Jahre alt ist, hat eher spitzere Zacken.
Wie verwendet man Kopierpapier und Kopierrädchen?
Wie bereits erwähnt kannst du Kopierpapier* wunderbar verwenden um z.B. Abnäher, verschiedene Markierungen oder auch die Nahtlinien auf die linke Seite deines Stoffes zu übertragen.
Dafür legst du das Kopierpapier mit der beschichteten Seite auf die linke Seite deines Stoffes. Anschließend befestigst du dein Schnittmuster auf deinen bereits zugeschnittenen Stoff. Das Kopierpapier liegt nun zwischen linker Stoffseite und deinem Schnittmuster. Achte darauf, dass das Kopierpapier auch an der Stelle liegt, an der du Linien bzw. Markierungen übertragen möchtest.
Anschließend „radelst“ (ja so nennt man das 🙂 ) du mit deinem Kopierrädchen* entlang der Linien, die du übertragen möchtest. Meist musst du dafür etwas Druck ausüben. Durch das Kopierrädchen und dem leichten Druck wird die Wachsschicht des Kopierpapiers nun in kleinen Punkten auf deine linke Stoffseite übertragen. Diese Punkte kannst du nun so lassen oder für eine bessere Sichtbarkeit noch zusätzlich mit Kreide oder einem Trickmarker verbinden.
Abnäher übertragen – so gehts schneller
Mit einem kleinen Trick kannst du deine Markierungen relativ flott und mit nur einmal Radeln auf deine linken Stoffseite übertragen.
Lege deine bereits zugeschnittenen Stoffteile links auf links aufeinander. Stecke diese mit ein paar Stecknadeln an den äußeren Kanten zusammen. Stecke dein Papierschnittmuster ebenfalls auf die obere Seite deiner beiden Schnitteile. Falte dein Kopierpapier so, dass auf beiden Seiten die beschichtete Seite liegt. Schiebe nun dein Kopierpapier zwischen deine beiden Stofflagen. Radel nun deine Abnäher und Markierungen durch. So überträgst du mit einmal Radeln direkt alle Markierungen auf deine beiden Stoffteile.
Was du vor der Verwendung von Kopierpapier beachten solltest
Bevor du Kopierpapier auf deinen Stoff verwendest, solltest du ein paar kleine Dinge beachten.
- Verwende eine fest Unterlage unter deinem Stoff um deinen Tisch vor den Zacken des Kopierrädchens zu schützen.
- Teste das Kopierpapier unbedingt vorher auf einem kleinen Stück deines verwendeten Stoffes und überprüfe, ob sich dieses wieder problemlos entfernen lässt. Vor allem bei hellen und dünnen Stoffen kann es sein, dass das Kopierpapier auf die rechte Seite durchscheint.
- Mache auch eine Bügelprobe. Bei manchen Stoffen verbindet sich erst durch Hitze das Wachs mit deinem Stoff. Das kann dazu führen, dass es sich nicht mehr entfernen lässt oder dieses erst nach dem Bügeln auf der rechten Stoffseite sichtbar wird.
- Kopiere mit einem Kopierpapier grundsätzlich nur auf der linken Stoffseite.
- Bei besonders empfindlichen Stoffen können sich Druckstellen durch die Zacken des Kopierrädchen auf der rechten Stoffseite bilden. Teste dies vorher unbedingt aus. Falls diese Druckstellen unvermeidbar sind, solltest du auf den Einsatz von Kopierpapier und Kopierrädchen verzichten.
Wann sollte man Kopierpapier verwenden?
Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten um Abnäher und gewisse Markierungen zu übertragen. In bestimmten Fällen greife ich aber einfach lieber zum Kopierpapier.
Z.B. dann, wenn Abnäher innerhalb des Schnittteiles liegen, wie dies z.B. häufig bei Taillenabnäher der Fall ist. Hier ist es nämlich nicht möglich den Beginn des Abnähers mit kleinen Einschnitten in der Seitennaht zu markieren und den Abnäher im Papierschnitt auszuschneiden ist auch eine eher umständlichere Variante.
Ich verwende das Kopierpapier auch häufig um Nahtlinien auf die linke Stoffseite zu übertragen. Das Übertragen von Nahtlinien ist überall dort sinnvoll wo es auf ein wirklich genaues und exaktes Nähen ankommt. Dies ist z.B. bei den Rundungen von Wiener Nähten (vor allem beim Dirndl nähen) der Fall oder beim Nähen von einem Hemdblusenkragen.
Das Übertragen der Nahtlinien mit dem Kopierpapier ist viel genauer als das nachträgliche Anzeichnen der Nahtlinie mit Kreide und Maßband. Oftmals ist deine Nahtzugabe nämlich vielleicht etwas größer als auf dem Schnitt angegeben, da es durch den Zuschnitt immer wieder zu Ungenauigkeiten kommen kann. Vor allem beim Zuschnitt von besonders feinen oder „flutschigen“ Stoffen. Mit dem Kopierpapier kannst du dir sicher sein die wirkliche, exakte Nahtlinie zu übertragen, da du dich dabei direkt an deinem Papierschnitt orientierst und diesen „nachradelst“.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit von Kopierpapier ist auch das komplette Übertragen von Mehrgrößenschnitten auf Papier. Anstatt einen Schnitt mit z.B. Seidenpapier oder Malerfolie abzupausen kannst du diesen theoretisch auch mit Kopierpapier auf dein gewünschtes Schnittpapier übertragen. Dafür habe ich persönlich mein Kopierpapier bislang noch nie benutzt, da es mir etwas umständlicher erscheint als das gängige Abpausen.
Ein kleiner Nachteil
Einen kleinen „Nachteil“ hat das Übertragen von Abnähern und Markierungen mit dem Kopierpapier. Zumindest wird dieser des Öfteren mal angeführt – mich hat es allerdings noch nie gestört. Bei sehr häufigem Kopieren der immer wieder gleichen Stellen kann es sein, dass dein Schnittmuster an dieser Stelle kaputt geht bzw. reißt. Dafür muss man, meiner Meinung nach, den Schnitt aber wirklich sehr häufig durchradeln und einen sehr hohen Druck immer wieder aufwenden. Natürlich kann dein Schnitt leichter in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn die Schnittteile auf einem dünnen Seidenpapier übertragen wurden. Beim normalen Druckerpapier ist mir dies aber bislang noch nicht passiert.
Ich hoffe ich konnte dir einen weiteren Tipp mit an die Hand geben, wie du deine Abnäher und Markierungen in Zukunft übertragen kannst. Lass mich gerne wissen, ob du bereits schon mit Kopierpapier gearbeitet hast oder ob dies völliges Neuland für dich ist.
Liebste Grüße
Deine Anja
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