Was braucht man zum Nähen? Was ist wirklich nötig und welche Dinge sind eher Nice-To-Have? In diesem Artikel möchte ich dir zeigen was du wirklich brauchst um mit dem Nähen zu starten – deine Grundausstattung Nähen so zusagen. Ich zeige dir meine Utensilien und mit wie wenig Schnick-Schnack an Zubehör ich mein erstes Dirndl genäht habe.
Es gibt Menschen, die sich bevor sie mit einem neuen Hobby beginnen, erst einmal eine komplette Ausstattung dafür kaufen (Beispiel Sportklamotten). Bei manchen Hobbies mag das Sinn machen, bei anderen meiner Meinung nach weniger. Vielleicht gehört ihr ja auch zu dieser Sorte Mensch, was ja nicht Schlimmes ist. Jedoch kann diese Erstanschaffung, je nach Hobby, auch ziemlich ins Geld gehen. Deswegen möchte ich euch heute einmal die Basics zeigen, die ihr wirklich zum Nähen benötigt. Ich selbst habe nämlich mit fast nichts begonnen und habe mit diesem „fast nichts“ auch mein erstes Dirndl genäht. Jedoch hatte ich auch das große Glück, dass meine Mutter eine Nähmaschine und die Grundausstattung bereits zu Hause hatte 🙂 . Aber auch nach vier Jahren Nähen hält sich meine Näh-Ausstattungen im Vergleich zu anderen Hobby-Näherinnen glaube ich noch ziemlich in Grenzen 🙂 .
Der Vollständigkeit halber werde ich hier einmal alles aufzählen, was ihr für euer erstes Nähprojekt (egal ob Taschen oder Kleidung) benötigt. Vieles davon, wie z.B. eine Haushaltsschere oder ein Lineal, werdet ihr sicherlich schon zu Hause haben. In Klammern werde ich noch dazu schreiben, was ihr für das Nähen von Kleidung benötigt. Bei einer einfachen Kissenhülle braucht ihr diese Dinge nicht unbedingt 🙂 .
Grundausstattung Nähen
Eine Nähmaschine
Ok, um die wohl teuerste Anschaffung kommt man leider nicht herum, wenn man das Nähen lernen möchte. Ich hatte das Glück und konnte die fast 20 Jahre alte Pfaff von meiner Mum benutzen. Mittlerweile ist diese auch komplett in meinem Besitz übergegangen – danke Mama 😉 .
Vielleicht könnt ihr dafür ja erst einmal in eurer Familie rumfragen. Oftmals haben Omas oder Tanten noch ein Modell zu Hause. Und glaubt mir, vielleicht haben die älteren Maschinen nicht 10.000 Zierstiche (die ihr sowieso niemals braucht) aber dafür sind die alten Modelle verarbeitungstechnisch oftmals weit vor den neueren „Plastikdingern“ 🙂 .
Wenn ihr in eurer Familie nicht fündig werdet, schaut einmal im Stoff- oder Nähladen bei euch um die Ecke vorbei. Oftmals bieten diese auch gebrauchte Maschinen an und ihr habt die Möglichkeit auf Ihnen Probe zu nähen. Auch Nähkurse werden oftmals inkl. der Benutzung einer Nähmaschine angeboten. So könnt ihr direkt auf einen Schlag testen, ob euch das Hobby liegt und Spaß macht und wie ihr mit der Nähmaschine zurecht kommt.
Falls ihr euch eine komplett neue Nähmaschine anschaffen wollt und ihr wisst, dass diese Hobby eure Leidenschaft ist, würde ich auf jeden Fall auf den verschiedenen Maschinen Probenähen und lieber etwas mehr Geld investieren. Denn, wenn eure Maschine einwandfrei läuft und ihr mit dieser super zurechtkommt, ist das wirklich die halbe Miete beim Nähen. Außerdem verliert ihr nicht sofort die Lust an eurem neuen Hobby (wenn die Maschine ständig streikt oder ihr nicht mit ihr klar kommt, kann dies nämlich schnell der Fall sein).
Da die Wahl der richtigen Nähmaschine für sich allein schon ein sehr intensives Thema ist, werde ich darauf demnächst noch in einem weiteren Blogpost eingehen.
Nähmaschinennadeln
Im Normalfall sind diese bei eurer Nähmaschine dabei. Ihr solltet aber, je nach Nähprojekt, auch die richtigen Nadeln verwenden. So gibt es z.B. die normalen Nadeln mit denen ihr Baumwolle und den Großteil der Stoffe vernähen könnt. Falls ihr Jersey, Leder oder Jeans verarbeitet, solltet ihr aber bitte auch die entsprechenden Nadeln verwenden. Bei einer Jerseynadel ist die Spitze z.B. abgerundet. Eine normale Nadel würde nämlich unschöne Löcher im Jersey hinterlassen. Eine Jeansnadel hingegen ist wesentlich stärker als die normalen Nadeln, da sie durch festeren Stoff nähen muss und durch ihre Dicke nicht so leicht bricht.
Webnadel
Neben der richtigen Nähmaschinennadel solltet ihr euch auch noch direkt eine Nadel zulegen, mit der ihr mit der Hand nähen könnt. Oftmals werden z.B. Wendeöffnungen oder Futterteile mit der Hand geschlossen oder stabilisiert. Für die erste einfach Kissenhülle oder Einkaufstasche benötigt ihr diese aber nicht unbedingt 🙂 .
Stecknadeln
Neben der Nähmaschine sind natürlich auch die Stecknadeln unverzichtbar. Schließlich müsst ihr eure Stoffe mit irgendetwas zusammenhalten. Ich habe fast 3 Jahre nur mit Stecknadeln gearbeitet und mir mittlerweile aber auch noch die sogenannten Wonderclips angeschafft. Diese verwende ich v.a. bei Leder bzw. Stoffen, bei denen die Löcher der Stecknadeln sichtbar bleiben würden oder wenn ich viele dicke Schichten zusammennähe. Generell finde ich aber, dass ich mit Stecknadeln genauer arbeiten kann, aber das ist Geschmackssache 🙂 .
Meine Stecknadel habe ich hier* bestellt und meine Wonderclips hier*.
Stoffschere
Um euren Stoff auszuschneiden benötigt ihr eine scharfe Stoffschere. Bitte benutzt hierfür keine Haushaltsschere und noch wichtiger – schneidet mit eurer Stoffschere nur Stoff und kein Papier oder sonst irgendetwas anderes. Eure Stoffschere wird es euch sehr danken, wenn sie ausschließlich für ihren vorgegeben Zweck verwendet wird und ihr habt dadurch wesentlich länger Freude an einer scharfen Schere beim Stoffe zuschneiden 🙂 .
Mit einer Stoffschere von Prym z.B. könnt ihr für den Anfang auch nichts falsch machen – zu finden hier*.
Haushaltsschere
Wahrscheinlich hat jeder von euch eine zu Hause. Der Vollständigkeit halber möchte ich sie aber dennoch aufführen – neben der Stoffschere benötigt ihr auch eine Haushaltsschere. Schließlich müsst ihr mit irgendetwas eure Schnittmuster ausschneiden 🙂 .
Lineal
Ein Lineal solltet ihr in jedem Fall auch immer griffbereit haben. Ich habe zu Beginn einfach das Standard 30cm Lineal von meiner Büroausstattung daheim verwendet. Das Lineal benötigt ihr z.B. vom Aufzeichnen von Schnittmustern oder dem Anzeichnen der Nahtzugaben. V.a. bei Schnitten aus Zeitschriften (wie z.B. Burda Style) ist die Nahtzugabe nicht bereits im Schnitt enthalten und ihr müsste diese beim Übertragen des Schnittes auf den Stoff mit anzeichnen.
Bügeleisen
“Gut gebügelt ist halb genäht”. So sehr ich das Bügeln beim Nähen “hasse”, so wichtig ist es aber auch. Erst durch das bügeln liegen eure Nähte flach und euer Futter so wie es sein soll. Und – es näht sich wirklich um einiges leichter, wenn man seine Nähte und Ecken immer schön ausbügelt. Fürs Nähen braucht ihr aber kein bestimmtes Bügeleisen, sondern könnt einfach euer normales Haushaltsbügeleisen verwenden.
Schneiderkreide / Kreidestift (v.a. für Kleidung ratsam)
Um den Schnitt auf euren Stoff zu übertragen benötigt ihr Schneiderkreide oder einen Kreidestift. Ich habe zu Beginn bei meinen Taschen und Kissen ehrlicherweise den Schnitt einfach mit einem Stabilo oder einem Bleistift auf den Stoff übertragen – hat auch funktioniert. Jedoch verwende ich bei Kleidung nur einen Kreidestift, da dieser sich beim Waschen auch wieder entfernen lässt und nicht durch den Stoff drückt.
Meinen Kreidestift findet ihr bei Amazon hier*.
Seidenpapier
Um eure Schnitte auf den Stoff zu übertragen benötigt ihr Seidenpapier. Für dieses gibt es aber jede Menge Alternativen. Ich habe meine ersten Schnitte für Kissenhüllen etc. auch einfach auf der alten Tageszeitung aufgemalt. Wenn ich mir jetzt Kissenhüllen nähe, verwende ich auch immer noch meine Zeitungsschnittmuster von damals 🙂 . Welche Alternativen es noch zum klassischen Kopierpapier gibt, habe ich euch auch in diesem Blogpost gezeigt.
Seidenpapier findet ihr z.B. hier* auf Amazon und jedem Nähladen. Meine Rolle ist von Stoff&Stil.
Kopierpapier (v.a. für Kleidung)
Für mich mittlerweile unabdingbar beim Nähen von Kleidung ist das Kopierpapier geworden. Dieses ist in verschiedenen Farben erhältlich. Ich besitze es in rot und blau. Hierbei ist eine Seite beschichtet. Durch das „durchradeln“ könnt ihr somit Schnittkonturen, Markierungen oder Abnäher auf euren Stoff übertragen. Dafür legt ihr das Kopierpapier mit der beschichteten Seite zwischen der linken Stoffseite und eurem Schnittmuster. Im Anschluss radelt ihr einfach mit eurem Kopierrädchen (siehe nächster Punkt), die Schnittkonturen nach, die übertragen werden sollen und schon habt ihr die Markierungen in Form von kleinen Punkten auf eurem Stoff übertragen. Diese Markierungen verschwinden natürlich spätestens beim ersten Waschgang wieder.
Mein Kopierpapier findet ihr online auch hier*.
Kopierrädchen (v.a. für Kleidung)
Wenn wir Kopierpapier benötigen, dann brauchen wir natürlich auch das dazu passende Kopierrädchen. Wie schon oben beschrieben, benötigt ihr dieses um die „Beschichtung“ des Kopierpapieres auf euren Stoff zu übertragen. Ich benutze immer noch das Kopierrädchen mit Holzstil von meiner Mutter. Ich gehe stark davon aus, dass dieses mittlerweile genauso alt ist, wie die Nähmaschine. Ihr seht also – es handelt sich um eine Investition fürs Leben :).
Kopierrädchen bekommt hier*.
Schnitt
So nun habt ihr alles zusammen und wollt loslegen? Dann benötigt ihr nun euren ersten Schnitt. Wie ich in diesem Beitrag bereits geschrieben haben, habe ich mir das Nähen mit Youtube und den Anleitungen von Pattydoo beigebracht. Also schaut dort ruhig mal vorbei. Gerade für Nähanfänger ist Inas Blog und ihre Tutorials einfach perfekt. Bei E-Books müsst ihr euren Schnitt selbst zusammenkleben aber könnt dann meist auch direkt eure richtige Größe ausschneiden und spart euch damit das Kopieren des Schnittes auf Seidenpapier.
In Zeitschriften, wie z.B. Burdastyle, habt ihr oftmals so genannten Schnittmusterbögen. Jeder Schnitt hat ihr eine andere Farbe und die verschiedenen Größen unterschiedliche Linienmuster. Bei einem sogenannten Mehrgrößenschnitt auf einem Schnittmusterbogen müsst ihr eure Größe und euren Schnitt mit Hilfe des Seidenpapiers abpausen.
Stoff & Garn
Als letztes fehlt dann eigentlich nur noch unser Stoff, den wir für unser Nähprojekt benötigen und ganz wichtig, farblich passendes Nähgarn. Ich kaufe grundsätzlich nur Gütermann Garn. Viele holen sich auch eine Großpackung aus dem Discounter. Damit habe ich leider keine Erfahrung. Hier jedoch sparen zu wollen, erachte ich persönlich als nicht so sinnvoll. Das Garn ist das, was euer genähtes Stück letztendlich zusammenhält. Je besser hier die Qualität ist, desto strapazierfähiger ist letztendlich auch euer genähtes Werk. Also hier lieber 1-2€ mehr investieren. Ich kaufe auch immer nur die Farben, die ich gerade benötige – so komme ich im Endeffekt auch günstiger davon, als mit einem kompletten Set, bei dem ich 80% der Farben am Ende nicht benötige 🙂 .
Auch wenn sich die Liste jetzt erst einmal ziemlich lang liest, braucht ihr mit etwas Glück keine allzu großen Anschaffungen für eure erste Nähausstattung – v.a. wenn ihr jemanden in der Familie habt, der bereits näht.
Für das Nähen meiner ersten Kissenhülle und Kosmetiktasche musste ich mir z.B. wirklich nur den Stoff und das passende Garn anschaffen.
Für mein erstes Dirndl habe ich, neben meinen verwendeten Material, nur noch Seidenpapier, Kopierpapier und einen Kreidestift benötigt 🙂 .
So – und ihr noch einmal alles auf einem Blick 🙂
Grundausstattung Nähen – Zusammenfassung
- Nähmaschine
- Nähmaschinennadeln
- Webnadeln
- Stecknadeln
- Stoffschere
- Haushaltsschere
- Lineal
- Bügeleisen
- Kreidestift
- Seidenpapier
- Kopierpapier
- Kopierrädchen
- Schnitt
- Stoff & Garn
Nähen ist auf keinen Fall ein günstiges Hobby, aber wenn ihr das Glück habt und die Basics bei Oma, Mama, Tante etc. abzustauben steht einem kostengünstigen und schnellen Start auf jeden Fall nichts mehr im Wege 🙂 .
Demnächst werde ich euch in einem weiteren Beitrag noch meine “erweiterte” Nähausstattung zeigen.
Liebste Grüße
Eure Anja
*Hierbei handelt es sich um Partner-Links und ich bekomme eine kleine Provision, wenn ihr über diesen Link etwas bestellt.